Konzeption eines Objekts im öffentlichen Raum im Rahmen des Skulpurenprojekts Open Village in Marburg gemeinsam mit Lars Mextorf. In das kleine eingemeindete Dorf Dilschhausen waren Künstlerinnen und Künstler eingeladen, um ortsspezifische Arbeiten zu entwickeln. Das Wartehäuschen der Bushaltestelle stellt sich selbst aus mit einem detailgetreuen Modell im Maßstab 1:10, das auf einem Sockel installiert ist.
Als eigentlich banaler Zweckbau ist das Bushäuschen mit einem mit Biberschwanzplatten eingedeckten Satteldach, einer dreiseitigen Verglasung und einem braun gestrichenen Metallstützenraster, das an Fachwerk erinnert, erstaunlich aufwendig umgesetzt. Indem seine Gestaltung Versatzstücke der dörflichen Architektur imitiert, steht es zugleich für den Versuch einer homogenisierenden Ästhetik des Heimeligen.
Die Reproduktion des Gebäudes im Kleinformat und die Präsentation des Modells in dessen Innerem nimmt diese Aspekte ironisch auf. Zum einen erhält es mit dem Objekt einen Inhalt, der in ihm gleichermaßen sichtbar und geschützt ist. Durch diese Intervention bekommt der bauliche Aufwand eine Entsprechung und zusätzliche Legitimation. Das Haltestellenhäuschen wird zu einer Vitrine, in der ein Objekt, das des Schutzes bedarf, eingehaust ist.
Zugleich tritt die Architektur als Ausstellungsstück plötzlich in den Fokus des Publikums. Damit wird das Ziel, mit einer nivellierenden Ästhetik ein peripheres Gebäude dem Lokalkolorit anzugleichen, unterlaufen, noch dadurch unterstützt, dass das Modell mit einer eigentlich unverhältnismäßigen Akribie ausgeführt ist, die es seiner Nebensächlichkeit enthebt. Mit der für diese Art des Modellbaus typischen Obsession fürs Detail im Miniaturformat wird die Zuneigung für das Niedliche adressiert, die in der nostalgisch verklärten Architektursprache des Bushäuschens ihre Entsprechung findet.